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Northern Territory

  • Schorch
  • 25. Juni 2024
  • 7 Min. Lesezeit

"Die Vorstellung ist wundervoll, aber noch wundervoller ist das Erlebnis." Oscar Wilde


Wir haben den Bundesstaat Westaustralien verlassen, nach drei Monaten und sind jetzt in Northern Territory. Eins von zwei Territorien auf dem Festland, es gibt noch weitere auf den zu Australien gehörenden Inseln. Die Territorien werden von der Hauptstadt Canberra verwaltet, die Bundesstaaten haben eine eigene Verwaltung. Inzwischen hat auch das Northern Territory eine Verwaltung in seiner Hauptstadt Darwin. NT ist Outback.


...die letzten Boabs am Victoria HWY

Es gibt zwei wichtige Städte und in deren Nähe die touristischen Highlights, im Norden bei Darwin den Kakadu Nationalpark und im Süden bei Alice Springs den Uluru (früher Ayers Rock), das Wahrzeichen Australiens. Dazwischen Outback oder die Steigerung davon „Never Never“, wie sie hier in NT gerne sagen, nach dem Roman von Jeannie Gunn „We of the never never“.


Darwin ist eine schöne Stadt, ruhig und gelassen. Hat uns gleich gefallen. Und es war nach Perth mal wieder eine „richtige“ Stadt mit mehrspurigen Straßen, Parkautomaten, Hochhäusern, Autos ohne Bullbar, PKW`s und schick angezogenen Menschen. Auch der Einfluss aus Südostasien unübersehbar.



Es wurde mit Denkmälern und Schautafeln an die Bombardierung der Stadt durch die Japaner im 2. Weltkrieg erinnert. Ein im Verhältnis sehr kleiner Kriegsschauplatz, Darwin und Broome wurden angegriffen. Ein für Australien damals wichtiger „wake up call“- ähnlich wie Pearl Harbour für die USA. Sie hatten nämlich die Aufrüstung und aggressive Expansionspolitik Japans in der Region verpennt. Die Stadt wurde nach dem Krieg moderner wieder aufgebaut, mit Flughafen, Hafen, moderner Wasserversorgung. Außerdem wurden der Barkley Highway nach Osten und der Stuart Highway nach Süden gebaut.



1974 zerstörte der Zyklon Tracy mit Windgeschwindigkeiten von 280 km/h die Stadt erneut, sie musste ein zweites Mal wieder aufgebaut werden. Die Gefahr durch heftigen Monsunregen und Wirbelstürme ist hier oben immer da.

In der Stadt sahen wir auffällig viele großflächige und kleine Wandbilder. Seit 2017 wird jährlich ein Street-Art-Festival veranstaltet. Es sollen damit vor allem lokale Künstler unterstützt und bekannt gemacht werden.



Wir sind über den Midli Beach Sunset Markt geschlendert und saßen dann zusammen mit hundert anderen zum Sonnenuntergang im Meer am Strand.



Wir sind hier am Top End, an der Timorsee. Gegenüber ist das Inselreich Indonesiens, Osttimor, die Molukken und Papua. Für Weltumsegler ein Teil der „Barfußroute“.



Jetzt in der Trockenzeit haben wir hier morgens frische 16 Grad und tagsüber angenehm warme 27-32 Grad.

Natürlich waren wir auch hier wieder in einer Autowerkstatt. Auf dem Stuart Highway (nicht etwa auf einer Dirt Road) haben wir uns einen irreparablen Steinschlag eingefangen. Der Riss könnte auf der nächsten „Wellblechpiste“ die Windschutzscheibe ganz zerstören und hier in der großen Stadt hatten sie für unser altes Auto eine passende. Außerdem wurde uns in Kununurra geraten, das Öl des Vorderachsdifferentials nochmal wechseln zu lassen, weil es schon dort nach der Probefahrt wieder „verdreckt“ war. Hier in Darwin erklärten uns die sehr freundlichen Mechaniker, dass das Öl mit einem hohen Anteil an metallischem Abrieb versetzt ist, irgendetwas löst sich dort drinnen auf!

Nun war die Stimmung und das Vertrauen in das Auto gleich wieder im Keller. Da uns der Windschutzscheibentyp versetzt hatte (Termin verpennt) mussten wir in der kommenden Woche nochmal einen Werkstatttermin machen.



So fuhren wir in den nahe gelegenen Litchfield Nationalpark- Natur und Wald beruhigen ja, so die Hoffnung. Dort aber war es krachvoll. Wieder ein verlängertes Wochenende „Monarch Birthday“ ein public holiday, oh man, alle Campgrounds ausgebucht. Wir haben eine kleine Wanderung gemacht und im Bach gebadet und sind dann raus aus dem Park. Irgendwo auf einer Nebenstraße sind wir die Nacht geblieben.


Triggerwarnung: Achtung, der Inhalt der folgenden Bilder könnte für Arachnophobiker schwierig werden ; )


Um von den Touristenströmen wegzukommen, sind wir an die Küste gefahren, nach Dundee Beach. Dort haben wir einen kleinen privaten Campingplatz gefunden, wo zwei Brüder mit dem was da war, einen Platz eingerichtet haben.



Es gab ein paar olle Fahrräder mit denen wir zum örtlichen Pub und der dortigen Bootsrampe gefahren sind.



Wegen des langen Wochenendes war es ganz schön „busy“ Alle Tische reserviert, es war voll, krachlaute Karaoke, auf großen Monitoren lief „Aussie Rules“ eine Footballvariante.

Die Angler holten ihre Boote souverän aus dem Wasser – direkt auf den Trailer motoren-Klick-fest (wie LKW- Fahrer ihre Hänger anhängen)- der Kumpel oder die Frau fährt das Gespann die Rampe hoch- parken und in den Pub. Hier draußen ist Männerwelt, große Autos, große Motoren, große Boote, Steak-Sandwich und Bier, Freizeit wird zelebriert.



Nach nun noch einem Tag Darwin sind wir mit neuer Windschutzscheibe und frischem Öl im Diff. in den Kakadu Nationalpark gefahren. Haben vorher noch lange überlegt, ob wir das noch machen sollen...uns läuft die Zeit davon. Immer wieder stellen wir unseren Plan in Frage und überlegen uns, was wir streichen müssen.

Der Kakadu Nationalpark ist der größte Nationalpark Australiens und gehört zum Unesco Weltkulturerbe.



Es gibt viel zu sehen - Feuchtgebiete, Felsenlandschaften, Flüsse mit Krokodilen, Jahrtausende alte Felsmalereien, die von einer Verbindung der Ureinwohner mit diesem Gebiet erzählen, bis die Weißen Europäer kamen.


So sahen die Ureinwohner den "weißen Mann", große Schuhe, Hände in den Taschen, Feuerwaffe.


Bisher wurden etwa 5000 Felsmalereien erfasst, aber das sind längst noch nicht alle. Hier findet sich die weltgrößte Konzentration von Felsmalereien. Da sie mit wasserlöslichen Farben gemalt wurden, sind sie durch Regen und Staub gefährdet. Eine Hauptaufgabe der Ranger besteht in der Erhaltung der Felsmalereien zum Beispiel durch Legung von Tropfrinnen.

Der Park wird von Aborigines und den Mitarbeitern von „Parks Australia“ gemeinschaftlich verwaltet. Es geht vor allem darum, die Interessen der traditionellen Eigentümer und das Kulturerbe zu wahren und die Besucher zu einem respektvollen Umgang mit der Tradition der Ureinwohner anzuregen. Seit ca. 50 Tausend Jahren leben Aborigines in dem Gebiet des heutigen Nationalparks, etwa die Hälfte des Landes gehört ihnen und sie haben, wie alle traditionell lebenden Aborigines, ein starkes Zugehörigkeitsgefühl zu ihrem Land.

Hier kann man viele Tage unterwegs sein, wir haben uns nur 2! gegönnt. Allerdings waren auch mehrere spektakuläre Highlights closed- spannende Offroadtracks mit Wasserdurchfahrten, Wasserfälle und Gorges, aber das hatten wir ja woanders schon.

Wir haben uns ein paar „Rock Art Galerien“ angeschaut.



Und bei Cahills Crossing unser erstes „Saltie“ (Salzwasserkrokodil) in freier Wildbahn gesehen. Über den Fluss durften wir nicht, da drüben ist Aborigenie-Land und man braucht eine spezielle Genehmigung. (Hätte mir Kathrin auch nicht erlaubt)



Nach unserer Runde durch den Park sind wir auf den Stuart Highway nach Süden abgebogen. In Katherine haben wir noch einmal eingekauft und voll getankt. Hier mündet der Victoria Highway, der von Kununurra kommt. Diese drittgrößte Stadt in NT ist immer voller Reisender, die hier Nachschub holen und dann weiter in die eine oder andere Richtung fahren.


Die Aussies schreiben meinen Namen grundsätzlich so.


Unsere Richtung ist Süd, nach Alice Springs und weiter zum Uluru. Bis Alice erst mal 1200 km nahezu geradeaus, immer die Sonne im Rücken, was das Fahren angenehm macht, ca. die Strecke von Hamburg nach Paris (haben wir schon einmal in einem Rutsch gemacht mit dem Landy!).

Kathrin hatte im Vorfeld Respekt vor dieser Entfernung und wollte diesen "Schlenker" streichen, denn wir wollen ja zurück nach Nordost- zurück in die Tropen nach Cairns.

Die Aussie`s, auch die Roadtrain- und Caravan- „Zieher“ fahren alle 100 km/h, aber die Piste ist zum Teil rumpelig, es gibt eingelassene Grid´s (Kuhgitter) und Schäden durch die Flut im April mit Potholes (Schlaglöchern). Wir fahren um und bei 90 Key (km/h) mit cruise control (Tempomat). Angst vorm Einschlafen habe ich nicht, obwohl die Landschaft je südlicher auch eintöniger, aber nicht langweilig wird. Wir genießen es, lange Geradeaus-strecken zu fahren.



Nächster Stop ist Daly Waters mit seinem Pub, eine der kultigsten Kneipen, der südlichen Hemisphäre. Also erstmal ein Gingerbeer und umschauen. Den Campingplatz an der Bar bezahlt und später zur Live Mucke nochmal in den Pub. Natürlich Country Musik, Steve Case mit seiner „Klampfe“ hat alles gegeben, ein Spaß.



Am nächsten Morgen noch den Stuart Tree angeschaut. 1862 war der schottische Entdecker John MC Douell Stuart hier und hat, so die Legende in diesen Baum ein großes „S“ geschnitzt. Sehr schwer zu erkennen. Im Pub heißt es, man sollte einen Kasten Bier getrunken haben, um es zu sehen.



Stuart suchte einen direkten Weg von Adelaide im Süden an die Küste im Norden. Das Landesinnere war weitestgehend unerforscht. Außerdem glaubte man, es müsse ein großes Binnenmeer geben. Nach mehreren Anläufen kamen er und zwei Begleiter nahe dem heutigen Darwin an die Timorsee.

Einige Jahre später wurde eine Telegrafenleitung entlang seines Tracks gebaut. Die Briten hatten schon eine Leitung bis Singapur, jetzt konnte die Lücke geschlossen werden. An den Ruinen der Telegrafenstation in Daly Waters ist auf einer Informationstafel ein Eintrag des Postmeisters überliefert: “nothing happens.“


Auf dem weiteren Weg nach Süden passieren wir auch ein Denkmal für John Flynn, den Gründer des „Royal Flying Doctor Service“. Ein presbyterianischer Reverend, der keine Seelen retten wollte, sondern Leben. Nach einem Vorfall im Jahr 1917, wo es galt, einem verletzten jungen Mann zu helfen. Jimmy Darcy wird schwer verletzt und der einzige zu erreichend Doktor 2.000km entfernt, gibt per Morsezeichen Anweisungen, wie mit ihm zu verfahren ist und der Postbote „verarztet“ ihn. Nach dem Morsen macht sich der Doktor auf den Weg, kommt 10 Tage später an, der Patient ist allerdings am Vortag verstorben. Diese Geschichte ist mitverantwortlich, dass im Mai 1928 ein gemeinnütziges Unternehmen etabliert wurde, die „Flying Doctors“.

Und zum Glück haben wir sie bisher nicht gebraucht, nur im Traum musste mich (Kathrin) Frithjof, unser Arzt aus der Nachbarschaft, per Hubschrauber retten ; )



Auch noch am Highway die "Devils Marbles"(Teufelsmurmeln) oder Karlu Karlu, wie die Aborigines sie nennen. Unter dem Boden liegt ein Granitvorkommen, das die Erosion freilegt und durch die Verwitterungsprozesse zu diesen Kugeln formt. Ein bekannter Prozess bei Hartgestein, wenn sich die verschiedenen Mineralien bei Temperaturschwankungen unterschiedlich verhalten, wie hier tagsüber heiß, nachts kalt, vor allem jetzt im Südwinter.

Ein einfachster Campingplatz war mittendrin und wir sind gern geblieben.



Die Strecke zieht sich, die Vegetation wird karger, die MacDonnell Range wird sichtbar und davor die Stadt, Alice Springs, wir sind da.

Tanken, Visitor Centre, Bottle Shop, Campingplatz. Als die Sonne weg ist, wird es kalt, am nächsten Morgen 8 Grad!



Fortsetzung folgt...

 
 
 

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